Solarpflicht ab 2025 – Ein Überblick

Ab 2025 verschärft Niedersachsen die Solarpflicht für Dachflächen über 50 Quadratmeter, während weitere Bundesländer wie Baden-Württemberg, Berlin und Hamburg bereits eigene PV-Pflichten für Neubauten und teils auch Bestandsdächer eingeführt haben.

Mit der voranschreitenden Energiewende wird in Deutschland auf unterschiedlichen Ebenen an neuen Gesetzen und Verordnungen gearbeitet, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Solarpflicht: Immer mehr Bundesländer führen verpflichtende Regelungen für den Einbau von Photovoltaik (PV) auf Dächern und Parkplätzen ein.

In diesem Blogartikel schauen wir genauer auf die Situation in Niedersachsen und vergleichen die Regelungen mit anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Berlin oder Hamburg.

1. Warum eine Solarpflicht?

1. Klimaschutzziele

Bund und Länder verfolgen ambitionierte Ziele, um ihre CO₂-Emissionen zu senken. Der Ausbau der Solarenergie leistet hierzu einen wesentlichen Beitrag.

2. Energiesicherheit

PV-Anlagen mindern die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und stärken die Versorgungssicherheit.

3. Technischer Fortschritt

Sinkende Preise für Solarmodule sowie steigende Wirkungsgrade machen Solaranlagen zunehmend attraktiv und wirtschaftlich rentabel.

2. Niedersachsen – Verschärfte Solarpflicht ab 2025


a) Wer ist betroffen?

Neubauten (privat und gewerblich): Ab dem 1. Januar 2025 muss bei allen neu errichteten Gebäuden mit einer Dachfläche über 50 m² eine PV-Anlage installiert werden.

Bestandsgebäude: Bei grundlegenden Dachsanierungen gilt die Pflicht ebenfalls, sofern die zu sanierende Dachfläche mehr als 50 m² umfasst.

Parkplätze: Ab 25 Stellplätzen sind neue Parkplätze mit einer Überdachung auszustatten, auf der Solarmodule installiert werden oder entsprechend PV-Flächen bereitzustellen.


b) Mindestleistung pro Dachfläche

Richtwert: Mindestens 1 kWp (Kilowatt Peak) pro 15–20 m² verschattungsarmer Dachfläche. Alternativ kann ein bestimmter Prozentsatz (z. B. 60 %) der geeigneten Dachfläche mit Modulen belegt werden.

Ausnahmen: Wenn Verschattung, Dachneigung oder Denkmalschutz den PV-Einsatz unmöglich machen, sind Befreiungen oder Alternativlösungen (z. B. Solarthermie) möglich.


c) Vorteile und Förderung

Kostenersparnis: Eigenstrom kann den Strombezug reduzieren, ggf. Einspeisevergütung generieren.

Wertsteigerung der Immobilie: PV-Anlagen sind ein Pluspunkt beim Wiederverkauf.

Förderungen: Zinsgünstige KfW-Kredite, teils kommunale Zuschüsse.

Imagegewinn: Klimafreundliches Bauen und Sanieren wird zunehmend als Qualitätsmerkmal wahrgenommen.

3. Vergleich mit anderen Bundesländern


3.1 Baden-Württemberg

Solarpflicht bereits seit 2022 für alle Neubauten.

• Seit 2023 gilt sie zudem für grundlegende Dachsanierungen bei Wohngebäuden.

• Ab 2023 wurde die Pflicht auch auf Nichtwohngebäude (z. B. Gewerbeimmobilien) ausgeweitet.

• Die Regelungen sind im Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg und in der Landesbauordnung verankert.


3.2 Berlin

• Seit 1. Januar 2023 gilt die PV-Pflicht für Neubauten und für grundlegende Dachsanierungen von Bestandsgebäuden ab 50 m² Dachfläche.

• Geregelt ist dies im Berliner Solargesetz.

• Für private Wohngebäude kann bei Dachsanierungen eine Mindestbelegung oder alternativ eine andere Form erneuerbarer Energie (z. B. Solarthermie) vorgeschrieben sein.


3.3 Hamburg

Solarpflicht für Neubauten seit 2023.

• Ab 2025 sind auch Bestandsgebäude betroffen, wenn eine grundlegende Dachsanierung ansteht.

• Gilt für alle Gebäudeformen, sowohl Wohn- als auch Gewerbebauten.

• Festgelegt im Hamburger Klimaschutzgesetz.


3.4 Weitere Bundesländer

Bayern: Teilweise PV-Pflicht für Gewerbeneubauten und Parkplätze. Für Wohngebäude liegen Diskussionen vor; konkrete Umsetzungen sind noch in Arbeit.

Nordrhein-Westfalen: Plant eine Solardachpflicht für neue gewerbliche Bauten und größere Parkplätze, Zeitplan variiert jedoch noch.

Schleswig-Holstein: Ebenfalls PV-Pflicht für Nichtwohngebäude in Planung, detaillierte Ausgestaltung noch in Vorbereitung.

4. Gemeinsame Herausforderungen

1. Fachkräftemangel

Der Boom bei PV-Anlagen führt zu Engpässen bei Installationsbetrieben. Frühzeitige Terminabsprachen sind essenziell.

2. Wirtschaftlichkeit & Initialkosten

Trotz Förderungen und fallender Modulpreise kann die Anfangsinvestition für manche Bauherren und Unternehmen eine Hürde darstellen.

3. Rechtliche Rahmenbedingungen

Unterschiedliche Regelungen in einzelnen Bundesländern sorgen für eine gewisse Komplexität. Eine bundesweit einheitliche Regelung ab 2025 soll teils Klarheit schaffen, doch es bleibt Raum für landesspezifische Abweichungen.

4. Dachbeschaffenheit

Dachausrichtung, Neigung oder Schattenspender können die Realisierung erschweren und erfordern oftmals individuelle Lösungen (z. B. Aufständerungen, spezielle Modulformate).

5. Tipps für Bauherren und Eigentümer

1. Frühzeitig informieren

• Lokale Gesetze und Regelungen prüfen, da Fristen und Pflichten variieren.

• Energieberater oder Architekten hinzuziehen.

2. Förderungen nutzen

KfW-Kredite und ggf. Landes- oder Kommunalzuschüsse.

• Gewerbebetriebe können zudem steuerliche Vorteile (AfA, Vorsteuerabzug) geltend machen.

3. Anlagenkonzept abstimmen

• Dachkonstruktion und Statik prüfen.

• PV-Module mit passendem Wirkungsgrad auswählen, Speicheroptionen (Batterie) erwägen.

4. Smarte Steuerung

• Einsatz intelligenter Energiemanagementsysteme (z. B. für E-Mobilität oder Wärmepumpen) steigert den Eigenverbrauch.

6. Fazit


Die Solarpflicht treibt den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland maßgeblich voran. Während in Niedersachsen ab 2025 alle Neubauten und Bestandsdächer über 50 m² bei einer Sanierung zur Installation von Photovoltaikanlagen verpflichtet sind, gilt in einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Berlin oder Hamburg bereits eine strenge PV-Pflicht. Andere Länder wie Bayern oder Nordrhein-Westfalen ziehen nach oder planen eigene Regelungen.


Wer neu baut oder saniert, sollte sich daher zeitnah informieren, welche Pflichten gelten und welche Förderungen in Anspruch genommen werden können. Zwar erfordert die Installation einer PV-Anlage eine anfängliche Investition, doch sie lohnt sich meist sowohl ökonomisch als auch ökologisch – durch niedrigere Stromkosten, höhere Unabhängigkeit und einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.

Quellen

1. Niedersächsisches Umweltministerium

https://www.umwelt.niedersachsen.de

(Aktuelle Informationen zur verschärften Solarpflicht und Klimaschutzmaßnahmen)

2. Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg

https://um.baden-wuerttemberg.de/de/klima/klimaschutz-massnahmen/klimaschutzgesetz

3. Berliner Solargesetz

https://www.berlin.de/sen/uvk

4. Hamburger Klimaschutzgesetz

https://www.hamburg.de/bue/energieklima/

5. Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar)

https://www.solarwirtschaft.de

(Umfassende Marktinformationen und Praxishinweise zu PV-Anlagen und Speicherlösungen)

6. KfW Bankengruppe

https://www.kfw.de

(Finanzierungs- und Förderprogramme für PV-Anlagen)