CO₂-Emissionen pro Kilowattstunde Strom so gering wie nie zuvor – was das für uns bedeutet

27.10.25

Der deutsche Strom wird so klimafreundlich erzeugt wie noch nie. Die CO₂-Emissionen pro erzeugter Kilowattstunde Strom sind auf einen historischen Tiefstand gesunken. Dahinter steckt nicht nur ein politisches Ziel, sondern eine messbare Realität: Mehr erneuerbare Energien, weniger Kohle, intelligenterer Einsatz von Strom aus Speichern und Importen – das alles drückt den CO₂-Fußabdruck des Strommix immer weiter nach unten.  Wir fassen die wichtigsten Punkte zusammen – verständlich und mit Blick darauf, was das konkret für Haushalte, Unternehmen und Investoren in Photovoltaik bedeutet.


  1. Was heißt eigentlich „CO₂-Emissionen pro Kilowattstunde“?

Die Kennzahl beschreibt, wie viel Kohlendioxid bei der Stromerzeugung anfällt – pro Kilowattstunde (kWh), also pro Einheit Strom.
Beispiel: Wenn ein Kohlekraftwerk läuft, entstehen dabei hunderte Gramm CO₂ pro kWh. Strom aus Wind oder Photovoltaik verursacht dagegen während des Betriebs praktisch keine zusätzlichen Emissionen.

Diese Kennzahl ist so etwas wie der „Klimafaktor“ unseres Stroms. Je niedriger sie ist, desto sauberer ist der Strommix.

Laut aktuellen Auswertungen von Umweltbundesamt, Fraunhofer ISE und Energy-Charts ist dieser Wert in Deutschland 2024/2025 auf ein Rekordtief gefallen. Das heißt: Noch nie war die durchschnittliche Kilowattstunde Strom so CO₂-arm wie jetzt. 


  1. Warum der Strommix heute so viel sauberer ist als früher

Der Rückgang hat mehrere Ursachen, die sich gegenseitig verstärken:

a) Solar- und Windstrom dominieren immer stärker
Erneuerbare Energien haben 2024 erstmals über 60 % der öffentlichen Nettostromerzeugung in Deutschland gedeckt – konkret 62,7 %. Photovoltaik allein lieferte dabei rund 72,2 Terawattstunden Strom, ein neuer Rekordwert. Das sind etwa 18 % mehr Solarstrom als im Vorjahr. 

Je mehr Solar- und Windstrom im Netz sind, desto weniger fossile Kraftwerke müssen laufen – und desto weniger CO₂ fällt pro Kilowattstunde an.

b) Kohleverstromung geht deutlich zurück

Besonders sichtbar ist der Rückgang bei Kohle:
• Die Stromerzeugung aus Braunkohle sank 2024 gegenüber dem Vorjahr um rund 8,4 %.
• Aus Steinkohle kam sogar rund 27,6 % weniger Strom als noch 2023. 

Kohle hat sehr hohe spezifische Emissionen. Wenn Kohle aus dem Netz verschwindet, sinkt der CO₂-Wert pro kWh sofort messbar.

c) Atomausstieg ist verdaut

2024 war das erste volle Jahr ohne eigene Kernkraftwerke in Deutschland. Trotzdem ist der CO₂-Faktor weiter gesunken. Das zeigt: Die Lücke nach dem Atomausstieg wurde nicht von Kohle, sondern überwiegend von erneuerbaren Energien gefüllt – plus punktuellen Stromimporten aus Regionen mit günstigen CO₂-armen Quellen wie Wind- und Wasserkraft in Skandinavien. 

d) Weniger Stromverbrauch der Industrie

Der Stromverbrauch in Deutschland war zuletzt gedämpft – einerseits durch Effizienz, andererseits durch eine schwächere Industriekonjunktur. Ein geringerer Strombedarf bedeutet automatisch: Weniger Laufzeit für CO₂-intensive Kraftwerke. Das Umweltbundesamt nennt diesen Effekt ausdrücklich als Grund für den sinkenden CO₂-Faktor des Strommix. 

e) Intelligente Stromflüsse in Europa

Deutschland ist Teil eines europäischen Verbundnetzes. In Zeiten, in denen hierzulande fossile Erzeugung teuer wäre, wird Strom aus dem Ausland importiert – zum Beispiel günstiger Wind- und Wasserkraftstrom aus Skandinavien. Das drückt sowohl die Großhandelspreise als auch die Emissionsintensität des Strommix. 


  1. Wo stehen wir heute – und wo wollen wir hin?

Die CO₂-Intensität des Strommix ist laut aktuellen Analysen auf einen historischen Tiefpunkt gefallen. Die Formulierung „so gering wie nie zuvor“ ist kein Marketing, sondern Ergebnis messbarer Trends:
• mehr Solar und Wind,
• weniger Kohle,
• besseres Zusammenspiel im europäischen Strommarkt.

Prognosen, die auf dem Nationalen Energie- und Klimaplan (NECP) basieren, gehen davon aus, dass der CO₂-Fußabdruck pro Kilowattstunde Strom in Deutschland bis 2030 weiter auf rund 113 Gramm CO₂ pro kWh sinken könnte – und langfristig bis 2050 sogar auf etwa 31 Gramm CO₂ pro kWh. 

Zum Vergleich:
In den 1990er Jahren lag der Strommix noch bei mehreren hundert Gramm CO₂ pro kWh. Heute bewegen wir uns in Deutschland Richtung eines Niveaus, das früher nur mit Wasserkraftländern wie Norwegen assoziiert wurde. 

Kurz gesagt: Die Kurve zeigt weiter klar nach unten.


  1. Was das für Haushalte bedeutet

a) Eine eigene PV-Anlage senkt nicht nur Kosten – sie senkt aktiv CO₂

Wer eine Photovoltaikanlage auf dem Dach betreibt, ersetzt Netzstrom zu den teuersten Tageszeiten. Das spart bares Geld. Aber es passiert noch etwas anderes: Jede selbst erzeugte Kilowattstunde ist nahezu CO₂-frei im Betrieb und verdrängt damit an anderer Stelle fossile Erzeugung.

Mit anderen Worten: Ihr Dach senkt den Emissionsfaktor des Strommix in Deutschland mit. Das ist nicht abstrakt – das ist statistisch messbar.

b) Speicher machen Solarstrom planbar

Ein Batteriespeicher verschiebt Solarstrom vom Mittag (Überangebot, niedrige Preise) in die Abendstunden (hoher Bedarf, höherer CO₂-Faktor im Netz).
Das bedeutet:
• Weniger Bezug aus fossilen Spitzenkraftwerken am Abend,
• mehr echte Selbstversorgung,
• bessere Klimabilanz pro Haushalt.

c) Wärmepumpe, Wallbox, Energiemanagement

Sektorenkopplung – also Strom nutzen für Wärme (Wärmepumpe) oder Mobilität (E-Auto) – rechnet sich umso stärker, je grüner der Strom ist.
Wenn der Netzstrom faktisch jedes Jahr klimafreundlicher wird, dann wird Stromheizen und Stromfahren automatisch klimafreundlicher als Öl, Gas oder Diesel.

Oder anders gesagt: Der saubere Strommix ist die Grundlage dafür, dass Wärmepumpen und E-Mobilität überhaupt ihre volle Klimawirkung entfalten können.


  1. Was das für Unternehmen bedeutet

Für Gewerbe- und Industriebetriebe heißt der sinkende CO₂-Faktor:
• eigener PV-Strom + Speicher = direkte Reduktion der standortspezifischen Emissionsbilanz (Scope-2-Emissionen),
• bessere ESG-Kennzahlen,
• bessere Position in Lieferketten, in denen CO₂-Intensitäten inzwischen einkaufsrelevant sind.

Das wird zunehmend wichtig, weil große Abnehmer und Finanzierer nicht mehr nur nach Preis fragen, sondern nach CO₂-Fußabdruck pro produzierter Einheit.


  1. Was wir aus all dem lernen


    1. Der CO₂-Faktor des deutschen Stroms fällt – historisch stark.

    2. Photovoltaik ist eine der tragenden Säulen dieses Effekts.
      Allein PV hat 2024 über 70 TWh Strom geliefert und ist weiter auf Rekordkurs. 

    3. Die Richtung ist klar: Bis 2030 sollen die spezifischen Emissionen pro kWh noch einmal deutlich fallen. 

    4. Jede neue Anlage beschleunigt diesen Trend.
      Das gilt nicht nur für große Parks, sondern auch für private Dächer, gewerbliche Hallen und Vereinsgebäude.

Die Energiewende ist damit kein Zukunftsversprechen mehr – sie ist bereits im Strommix sichtbar.


Fazit

Die Botschaft ist positiv: Strom in Deutschland war noch nie so klimafreundlich wie heute. Und der Trend geht weiter nach unten.

Das liegt an massivem Photovoltaik-Zubau, am Rückgang der Kohleverstromung, an intelligenter Vernetzung in Europa – und an zehntausenden Anlagen von Privathaushalten, Gewerbebetrieben und Kommunen.

Wer heute in Photovoltaik, Speicher und Energiemanagement investiert, senkt nicht nur seine Stromrechnung. Er senkt auch nachweislich den CO₂-Gehalt jeder Kilowattstunde, die er verbraucht. Genau das macht Solarenergie vom „nice to have“ zur Schlüsseltechnologie für Klimaschutz, Versorgungssicherheit und bezahlbare Energie.


Quellen


Fraunhofer ISE (07.01.2025): „Public Electricity Generation 2024: Renewable energies cover more than 60 percent of German electricity consumption for the first time“ – mit Zahlen zu 62,7 % erneuerbarem Anteil, 72,2 TWh Photovoltaik und stark sinkender Kohleverstromung.

Fraunhofer ISE / Energy-Charts (07.07.2025): Halbjahresauswertung 2025 zu Erzeugungsmix, Importströmen und Preis-/Emissionsentwicklung im Stromsystem.

Umweltbundesamt (09.04.2025): Einschätzung zur CO₂-Intensität des deutschen Strommix 2024, inklusive der Rolle von sinkendem Stromverbrauch und dem steigenden Erneuerbaren-Anteil.

Agora Energiewende (2025): Analysen zur Emissionsminderung des Stromsektors gegenüber 2023 und zur Verdrängung fossiler Kraftwerke durch Erneuerbare.

pv magazine (23.10.2025): „CO2-Emissionen pro Kilowattstunde Strom so gering wie nie zuvor“ – inklusive Prognose 2030 (113 g/kWh) und 2050 (31 g/kWh), basierend auf dem Nationalen Energie- und Klimaplan.

Energy-Charts / Fraunhofer ISE (laufend): Auswertung zur spezifischen CO₂-Intensität der Stromerzeugung in Deutschland über die letzten Jahre.