Solarpflicht treibt Photovoltaik-Ausbau in Berlin an – Zahlen, Wirkung, Ausblick

13.10.25

Berlin zeigt, wie Regulierung den Markthochlauf beschleunigen kann: Seit Inkrafttreten der Solarpflicht zum 1. Januar 2023 ist die Zahl der Photovoltaik-Anlagen und die installierte Leistung in der Hauptstadt stark gestiegen.

Was die Solarpflicht vorschreibt – kurz erklärt


  • Grundlage ist das Solargesetz Berlin. Es verpflichtet dazu, bei Neubauten und bei wesentlichen Dachumbauten (z. B. Erneuerung der Dachhaut) PV-Anlagen zu installieren.

  • Die Pflicht gilt für Wohn- und Nichtwohngebäude; maßgeblich ist der Baubeginn nach dem 31. Dezember 2022. Details zur Anwendung (Ausnahmen, Bemessung, Nachweise) sind im Praxisleitfaden geregelt. 



Der messbare Effekt: Mehr Anlagen, mehr Leistung


Offizielle Angaben von Senatsverwaltung/​Berliner Senat zeigen einen kontinuierlichen Zuwachs seit Einführung der Pflicht:

  • Start Solarpflicht (01/2023): rund 15.000 Anlagen, 194 MWp.

  • Ende 2023: ca. 26.000 Anlagen, 284 MWp.

  • Ende 2024: ca. 42.000 Anlagen, 381 MWp.

  • Anfang Oktober 2025: rund 53.000 Anlagen, 459 MWp; das entspricht etwa 5–6 % des Berliner Strombedarfs. 

Auch der Monitoringbericht Solarcity 2024 hält fest: Berlin führt bundesweit beim PV-Zubau in Relation zur Landesfläche. Allein 2024 wurden in Berlin rund 15.600 neue PV-Anlagen mit etwa 101 MWp installiert. 



Warum die Pflicht wirkt – und was zusätzlich hilft


1) Verbindlicher Standard bei Neubau/Dachsanierung.

PV wird zur Regel-Komponente auf dem Dach – nicht mehr zur freiwilligen Option. Das erhöht Planbarkeit und skaliert den Markt. 

2) Förderprogramm „SolarPLUS“.

Parallel zur Pflicht hat das Land Berlin mit SolarPLUS die Nachfrage gestützt (u. a. viele bewilligte Anträge für kleine PV-Systeme). So entstehen zusätzliche Projekte, die über die Pflicht hinausgehen. 

3) Strategischer Fokus auf große Dächer.

Die Wirtschaftsverwaltung will den Blick gezielt auf Gewerbe- und Industriedächer lenken – hier liegen die größten Leistungsreserven, die für die Solar-Zielmarke 2035 gebraucht werden. 



Zielpfad bis 2035: 25 % Solarstrom aus Berlin


Mit dem Masterplan Solarcity peilt Berlin an, bis 2035 rund 25 % des in der Stadt erzeugten Stroms aus PV zu decken. Dafür nennt die Verwaltung einen Zielkorridor von ≈ 4,4 GWp Dach-PV. Zum Vergleich: Anfang Oktober 2025 waren ≈ 459 MWp installiert – der Hochlauf muss also anhalten, der Kurvenverlauf der letzten zwei Jahre zeigt jedoch in die richtige Richtung. 



Einordnung: Was heißt das für Bauherren, Eigentümer, Unternehmen?


  • Neubauten & Dachumbauten: PV-Pflicht früh in die Planung integrieren (Statik, Dachaufbau, Leitungswege, Zählerschrank).

  • Gewerbliche Dächer: Wirtschaftlichkeit ist häufig besonders gut (Lastdeckung werktags, große Flächen, Mieterstrom-Optionen).

  • Compliance & Nachweise: Anforderungen/​Ausnahmen im Praxisleitfaden prüfen; Nachweise frühzeitig vorbereiten.

  • Förderkulisse: Neben der Pflicht Förderungen (z. B. SolarPLUS) und Mieterstrom-Modelle für Mehrwert nutzen. 



Fazit


Die Bilanz nach knapp drei Jahren ist klar: Die Solarpflicht beschleunigt den Photovoltaik-Ausbau in Berlin spürbar. Kombiniert mit Förderprogrammen und einem stärkeren Fokus auf große Dachflächen ist Berlin auf Kurs, den Solar-Zielpfad bis 2035 zu adressieren. Die nächsten Ausbauschritte entscheiden sich vor allem im Gewerbe- und öffentlichen Gebäudebestand – dort liegen die größten Hebel für Leistung und Wirkung.



Quellen