Heim-Energiemanagement im Fokus: Sieben zentrale Erkenntnisse vom Symposium an der TU München
22.09.25

Am 11. September 2025 fand an der TU München das 2. Heim-Energiemanagement-Symposium (HEMS) statt. Rund 120 Fachleute aus Netzbetrieb, Forschung, Politik und Industrie sowie mehr als 20 Hersteller diskutierten zwei Tage lang darüber, wie sich Photovoltaikanlagen, Batteriespeicher, Wärmepumpen und Ladeinfrastruktur künftig noch intelligenter steuern lassen.
Eines wurde klar: HEMS entwickeln sich von einer Komfortlösung zur Schlüsseltechnologie der Energiewende. Ohne intelligente Systeme, die Stromproduktion, Verbrauch und Netzanforderungen miteinander in Einklang bringen, lassen sich die wachsenden Mengen an Solarstrom nicht optimal nutzen.
Wir haben die sieben wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst – und zeigen, was sie für Eigenheimbesitzer, Gewerbe und Installateure bedeuten.
1) Smart-Meter-Rollout: Infrastruktur ist da, Erfahrung fehlt
Deutschland hat in den letzten Jahren die Grundlage für intelligente Messsysteme geschaffen. Moderne Zähler und Steuerboxen sind verfügbar, erste Netzbetreiber testen aktiv die Integration.
Was allerdings noch fehlt, sind großflächige Praxiserfahrungen: Die vollständige Kette vom Netzbetreiber über das Smart-Meter-Gateway bis zum HEMS im Haushalt wurde bislang nur in Pilotprojekten durchgespielt. Bis zur breiten Verfügbarkeit rechnen Experten mit etwa 12–18 Monaten.
Für Anlagenbesitzer bedeutet das: Wer heute baut, sollte Platz für moderne Steuerboxen einplanen und Geräte wählen, die updatefähig sind. So ist die Anlage schon jetzt „HEMS-ready“.
2) EEBus als Kommunikationsstandard setzt sich durch
Ein wiederkehrendes Thema war die Kommunikation zwischen den einzelnen Geräten. Der offene Standard EEBus entwickelt sich immer stärker zum Branchenmaßstab. Er ermöglicht, dass Smart-Meter-Gateways, Wechselrichter, Speicher und Verbraucher verschiedener Hersteller miteinander „sprechen“ können.
Künftig soll es sogar Zertifizierungen für konkrete Anwendungsfälle geben – etwa für die Steuerung von Wärmepumpen oder für Abregelungen nach § 9 EEG.
Der Vorteil: Höhere Interoperabilität, weniger Installationsaufwand und mehr Sicherheit für Endkunden, die sich nicht von einem einzelnen Hersteller abhängig machen wollen.
3) Cybersecurity rückt stärker in den Vordergrund
Mit der zunehmenden Vernetzung steigt die Bedeutung von IT-Sicherheit. Bisher werden Steuerinformationen teils noch über Umwege (z. B. über das Internet des Kunden) übertragen. Zukünftig sollen sie verstärkt über die zertifizierte Infrastruktur der Smart-Meter-Gateways laufen.
Das schützt nicht nur die Privatsphäre, sondern auch die Stabilität des Stromnetzes.
Bedeutung für PV-Haushalte: Hersteller-Backends bleiben wichtig, aber die sensibelsten Steuerbefehle (z. B. Netzstabilisierung, Abregelungen) werden sicherer und zuverlässiger über die Gateways laufen.
4) Modbus verliert an Bedeutung – EEBus übernimmt
Viele Installationen setzen heute noch auf Modbus, einen etablierten, aber vergleichsweise offenen Standard. Experten warnen, dass dieser im Rahmen des neuen EU-Cyber-Resilience Acts stärker reguliert oder sogar eingeschränkt werden könnte.
Deshalb treiben Hersteller die Entwicklung von EEBus-Profilen für Wärmepumpen, Wallboxen und Speicher voran.
Für die Praxis heißt das: Wer neu baut, sollte Geräte mit EEBus-Unterstützung bevorzugen – oder zumindest auf Updatefähigkeit achten. Modbus wird noch einige Jahre bleiben, ist aber nicht die langfristige Lösung.
5) Intelligente Wärmepumpen-Anbindung steigert Effizienz um bis zu 20 %
Eine einfache Einbindung per SG-Ready-Kontakt erlaubt lediglich „ein/aus“-Signale. Deutlich effizienter ist eine tiefe Integration über EEBus oder proprietäre Schnittstellen: Dann können Temperaturvorgaben, Lastprofile und Speicherstrategien berücksichtigt werden.
Auswertungen zeigten, dass sich so bis zu 20 % Effizienzsteigerung erzielen lassen – vor allem durch vorausschauendes Laden von Pufferspeichern mit PV-Überschuss.
Konsequenz: Für Haushalte mit PV und Wärmepumpe lohnt sich die Investition in smarte Schnittstellen doppelt – für den Eigenverbrauch wie auch für die Heizkosten.
6) Energy Sharing: Erlaubt, aber wenig attraktiv
In Deutschland ist Energy Sharing zwar gesetzlich ermöglicht, also die gemeinschaftliche Nutzung von Strom innerhalb einer Gruppe. Doch im Gegensatz zu Österreich profitieren Teilnehmer hierzulande nicht von reduzierten Netzentgelten.
Das mindert aktuell die wirtschaftliche Attraktivität solcher Modelle. Gleichzeitig fehlt es noch an Plattformen, mit denen Netzbetreiber den Austausch praktisch abwickeln könnten.
Das bedeutet: Projekte wie Vereinsanlagen oder Quartiersstrom sind möglich, die Geschäftsmodelle müssen aber besonders sorgfältig kalkuliert werden.
7) Markt- und Netzsignale wachsen zusammen
Netzbetreiber wollen die steigende Zahl dezentraler Anlagen besser steuern, um Netzausbaukosten zu begrenzen. Gleichzeitig gewinnen marktliche Preissignale durch dynamische Stromtarife an Bedeutung.
Künftig müssen HEMS beide Ebenen vereinen: Sie müssen reagieren, wenn das Netz Signale gibt (z. B. Reduzierung bei Überlast), und gleichzeitig Verbrauch in günstige Tarifzeiten verschieben.
Ein Beispiel: Mittags lädt die PV-Anlage den Speicher und das E-Auto. Abends, wenn der Netzpreis hoch ist, entlädt der Speicher. So profitieren Haushalte gleich doppelt.
Unterstützung durch Sonnentaler
Als regionaler Marktführer für Photovoltaik begleiten wir unsere Kunden selbstverständlich bei allen Fragen rund um Heim-Energiemanagement. Mit unseren Produkten und unserer Erfahrung stellen wir sicher, dass jede Anlage HEMS-ready ist und optimal für die kommenden Entwicklungen vorbereitet wird. Ob Integration von Wärmepumpe, Speicher oder Wallbox – wir beraten individuell und finden die Lösung, die wirklich passt.
Fazit: HEMS als unverzichtbare Schaltzentrale
Das Symposium zeigte deutlich: Heim-Energiemanagementsysteme sind kein Nischenthema mehr, sondern essenziell für die Energiewende. Sie sorgen für höhere Eigenverbrauchsquoten, niedrigere Energiekosten und eine netzdienliche Nutzung erneuerbarer Energien.
Wer heute eine PV-Anlage mit Speicher, Wärmepumpe oder Wallbox plant, sollte unbedingt auf HEMS setzen. Damit sind Anlagen für kommende regulatorische Anforderungen gewappnet – und Hausbesitzer profitieren schon jetzt von höherer Autarkie und sinkenden Stromkosten.
Quellen
TU München – Agenda 2. HEMS-Symposium (11.09.2025, Garching)
https://www.ed.tum.de/fileadmin/w00byg/ed/Agenda_HEMS-Symposium_2025.pdf
TU München – Rückblick 1. HEMS-Symposium (2024)
HEMS-Finder / Hochschule Ansbach – Marktüberblick & Publikationen
https://database.hems-finder.org/veroeffentlichungen